Schulanfang: Das macht gute Schulranzen aus

Superhelden gegen Becken- und Brustgurt, Einhörner gegen eine gute Fächeraufteilung, Rennwagen oder Meerjungfrauen gegen verstellbare und/oder gepolsterte Schulterträger: die Motive, nach denen werdende Schulkinder den für sie optimalen Schulranzen oder -rucksack aussuchen, sind völlig andere, als die ihrer Eltern.

Sollten sie auch sein, denn die falsche Entscheidung kann einen nachhaltig schweren Einfluss auf die Rückengesundheit der Kinder haben und Haltungsstörungen verursachen. So haben Forschungen ergeben, dass etwa ungleich eingestellte Rückengurte die Körperhaltung und die Rotation der Wirbelsäule dauerhaft ändern. Schon ein Jahr nach Schulbeginn seien deutliche Veränderungen erkennbar. Problematisch sei außerdem ein zu weit vom Körper entfernt sitzender Schulranzen: der Körperschwerpunkt werde dadurch nach hinten verlagert, was zu Instabilität des Körpers führe – mit Verspannungen, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen als mögliche Folgen.

„Der BKK Linde liegt die Gesundheit ihrer Versicherten am Herzen. Ganz besonders wichtig sind uns die Kinder. Viele von ihnen treten mit der Einschulung im kommenden Sommer in einen neuen Lebensabschnitt ein. Der passende Schulranzen oder -rucksack wird dann eine zusätzliche Last auf ihren Schultern sein“, sagt Peter Raab, Vorstand der BKK Linde aus Wiesbaden. „Als gesetzliche Krankenkasse informieren wir daher regelmäßig und klären auf, worauf Eltern bei der Auswahl des passenden Schulranzens achten sollten.“

Gu(r)t eingestellt

„Der kindliche Rücken ist auf Belastung angewiesen. Das bedeutet, er kann sich nur durch angemessene Belastungsreize auch adäquat entwickeln“, sagt Nicole Lange von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V. (BAG) in Wiesbaden. Als Bildungsreferentin dort liegt ihr Arbeitsschwerpunkt im Themenbereich Bewegung und Gesundheit in Kitas und Schulen. „Daher ist es wichtig, dass Kindern nicht jegliche Art von Belastung abgenommen wird“, so die Diplom-Sportwissenschaftlerin weiter. Eltern sollten also in keinem Fall den Schulranzen ihrer Kinder bis ins Klassenzimmer tragen.

Wichtig sei, dass der tägliche Grundschulbegleiter gut passt und sitzt. Eine Pauschalempfehlung gebe es nicht. Weil jedes Kind einen anderen Körperbau habe, müsse auch der Schulranzen oder -rucksack individuell auf ein Kind zugeschnitten sein. Welche möglichen Folgen es haben kann, wenn der Schulranzen falsch sitzt, erklärt Lange so: „Wenn zum Beispiel der Beckengurt verschlossen ist, aber die Schultergurte nicht oder nicht genug angezogen sind, entsteht eine Lücke zwischen dem Schulranzen und der Wirbelsäule. Das führt dazu, dass der Bauch nach vorne geschoben wird und im Bereich der Lendenwirbelsäule ein Hohlkreuz entsteht.“ Passiere das einmal, seien die Auswirkung weniger schädlich. „Passiert das regelmäßig, wie wir immer wieder gerade nach Schulschluss beobachten, kann das zu dauerhaften Haltungsschäden führen“, so Lange. Negativ wirke sich auch aus, wenn die Schultergurte nicht gleichmäßig angezogen werden. „Der Schulranzen sitzt schief, mit einer ungleichmäßigen Verteilung des Gewichts auf die Wirbelsäule als Folge.“ Wie schwer Grundschulkinder maximal tragen können, sei pauschal nicht zu sagen. Von Richtwerten, wie sie im Internet kursieren, sollten sich Eltern nicht täuschen lassen. Manche davon seien überholt, andere hingegen wiegen Eltern in fataler Sicherheit. „Wenn ein Kind in der Lage ist, seinen gepackten Ranzen selbstständig vom Boden hochzuheben und aufzusetzen, dann ist er in der Regel nicht zu schwer“, sagt Lange.

Für Eltern wichtig zu wissen: Noch mehr Einfluss auf die (Rücken-)Gesundheit des Kindes als ein Schulranzen hat ausreichende Bewegung. Toben, springen, klettern – wer schon im Kindesalter viel und unterschiedlich aktiv ist, stärkt den Muskelaufbau und setzt so den Grundstein für ein gesundes Heranwachsen. Die offizielle Bewegungsempfehlung: täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv sein. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erreichen dieses Ziel gerade einmal gut drei von zehn Kindern und Jugendlichen (26 Prozent). „Mit Beginn der Schulzeit nimmt die Sitz-Zeit von Kindern deutlich zu“, sagt Lange. „In der Schule, bei den Hausaufgaben, und auch beim Freizeitverhalten sitzen Kinder immer häufiger.“ Umso wichtiger sei es, dass insbesondere Eltern den Bewegungsdrang ihrer Kinder fördern und aktiv unterstützen. Zusätzlich zum gestärkten Rücken habe das positiven Einfluss unter anderem auf das Herz-Kreislauf-System, den Haltungsapparat, das Körpergewicht, den Stoffwechsel sowie die Psyche eines Kindes.

Wissen, wo Sie sich informieren können

Rückenschonende Schulranzen oder -rucksäcke, Schreibtische und Schreibtischstühle für Kinder sind eine nachhaltige Investition in ihre Gesundheit. Das Gute: Sie müssen nicht zwingend teurer sein als herkömmliche Produkte. Wer im Internet zu dem Thema recherchiert, stößt schnell auf eine Fülle an Angeboten und Tipps. Manche davon sind sinnvoll, manche eher weniger – etwa Richtwerte zum Gewicht, sagt auch Expertin Nicole Lange. Geeignete Anlaufstellen, um sich ausführlich über das Thema „Gesunder Kinderrücken“ zu informieren, sind Ihre BKK Linde, die Aktion Gesunder Rücken (AGR), die geeignete Produkte mit ihrem Gütesiegel auszeichnet, oder auch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG). Hin und wieder werden solche Produkte auch von Verbrauchermagazinen wie Stiftung Warentest und Ökotest auf Ergonomie und Funktionalität getestet.

 

Darauf sollten Sie beim Kauf achten!

Anfassen, aufsetzen, einstellen

Tipp 1: Kinder wachsen bis zum tatsächlichen Schuleintritt. Kaufen Sie den Schulranzen oder -rucksack also nicht all zu früh vor der eigentlichen Einschulung.

Tipp 2: Finden Sie zuerst das passende Modell, ehe Sie Ihr Kind Farben und Motive aussuchen lassen. Vor dem Kauf sollte ein Schulranzen oder -rucksack in jedem Fall probegetragen werden. Wie gut oder schlecht sitzt er auf den Schultern? Testen Sie unterschiedliche Modelle ausgiebig. Stellen Sie sämtliche Gurte ein. Packen Sie gerne ein wenig Gewicht hinzu, denn so spürt das Kind, wie sich ein Schulranzen oder-rucksack bepackt anfühlt. Passen die Maße des Produkts zur Größe des Kindes? So sollte ein Schulranzen oder -rucksack nicht breiter als schulterbreit sein, da dies die Sicht eines Kindes einschränken kann. Gerade auf dem Schulweg kann dies zu brenzligen Situationen führen. Achten Sie deshalb auch auf ausreichend Reflektoren.

Tipp 3: In keinem Fall sollten Sie einen Schulranzen oder -rucksack ohne zu testen im Internet kaufen.

 

Diese Funktionen sollte ein guter Schulranzen haben

  • ein dem Grundschulalter angemessenes Leergewicht von ca. 1,3 Kilogramm bei einem Innenraumvolumen von mind. 15 Litern
  • einen handlichen Tragegriff
  • die Tragegurte sollten gut gepolstert, ausreichend breit, leichtgängig verstellbar und rutschsicher sein
  • eine passende Fächeraufteilung für besseren Tragekomfort; schwere Bücher sollten nah am Körper platziert werden können
  • ein aus stabilem Material bestehendes Rückenteil, das ergonomisch konturiert, druckstabil und atmungsfreundlich ist
  • einen längen- und höhenverstellbaren Brustgurt
  • Rückenlängenanpassung
  • einen Becken- und/oder Hüftgurt
  • einen Tunnelzug mit Kompressionseffekt oder einen seitlich angebrachten Kompressionsgurt. Dadurch verdichtet sich der Schulrucksack und verringert so die Hebelwirkung auf den Rücken
  • einen verstärkten Boden für einen sicheren Stand
  • Reflektoren, um bei Dunkelheit besser gesehen zu werden
  • bestenfalls das AGR-Prüfsiegel, mit dem besonders rückenfreundliche Produkte ausgezeichnet werden
Autor: Daniel Waldschik | BKK Linde

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